Samstag, 24. Januar 2015

Es geht um deinen Kopf, Amigo!

Los cuatro salvajes (Italien/Spanien, 1967)

Tim und Ringo, die wie zwei abgebrannte Landstreicher durch die Wüste ziehen, retten dem mexikanischen Strolch Fidel zweimal kurz hintereinander das Leben und erfahren mehr zufällig von einer tätowierten Schatzkarte auf seinem Rücken. Allerdings gehört zu dieser Karte noch eine zweite Hälfte, die sich auf dem Rücken von Sheriff Sam Dellinger befindet. Und als wären vier Mann nicht bereits genug zum Teilen, drängt sich auch noch der gerissene Spieler Trickie auf und meldet ebenfalls Ansprüche auf einen Teil der Beute an. Da sich das Quintett jedoch nicht das Schwarze unterm Fingernagel gönnt, lassen vor allem Trickie und Dellinger keine Gelegenheit aus, ihre Kontrahenten mit miesen Tricks auszustechen.
Auch wenn Es geht um deinen Kopf, Amigo! zu den eher weniger populären Spaghetti-Western gehört, zählt die Besetzung des Films zu den eindrucksvollsten, die das Genre zu bieten hat. Frank Wolff gibt einen wunderbar widerlich schmierigen Trickie, Eduardo Fajardo ist als zerlumpter, aber liebenswürdiger Sidekick Tim, der international übrigens den Namen Davy trägt, kaum wiederzuerkennen, während Anthony Steffen einfach das macht, was er immer macht: bleiern dreinschauen und den coolen Cowboy raushängen lassen.
In der zweiten Hälfte gehen dann aber gleich mehrmals die Gefühle mit ihm durch, als er nicht nur in trauernder Verzweiflung versinkt, sondern sich obendrein auch noch verliebt. Leider flacht mit dieser Romanze – oder anders ausgedrückt mit dem Erscheinen der alles andere als unschön anzusehenden Alejandra Nilo – der Spannungsbogen deutlich ab. Die von ihr verkörperte Mexikanerin Manuela wird relativ unmotiviert, beinahe lächerlich, in das Geschehen eingeführt, als sie von einem wütenden Mob verfolgt wird und sprengt schließlich die zuvor so intensive Gruppendynamik zwischen den drei Hauptfiguren. So dümpelt die Geschichte irgendwann nur noch ihrem Ende entgegen, hat allerdings immerhin noch ein recht passables Finale in petto.
Vor allem die Darsteller retten Es geht um deinen Kopf, Amigo! vor dem Abrutschen in die Kategorie C-Western. Anthony Steffen, dessen Rolle mit dem originären Ringo nur den Namen gemeinsam hat, ist wie immer eine Bank, Frank Wolff stellt ihn jedoch regelrecht in den Schatten. Sein Trickie ist aalglatt, schmierig und wird von ihm mit spürbarer Freude verkörpert. Heimlicher Held des Films ist jedoch zweifelsohne Eduardo Fajardo. Statt wie für ihn üblich einen aristokratischen Großgrundbesitzer gibt er hier einen unrasierten, in Lumpen gehüllten Vagabunden mit einem gewinnenden Lächeln unter dem Staub der Wüste.
Diese wurde einmal mehr in der Gegend um Tabernas inszeniert und auch Los Albericoques, wo bereits die ersten beiden Dollar-Filme entstanden waren, bietet eine stimmungsvolle Kulisse, was den Film in optischer Hinsicht zu den besseren Italowestern avancieren lässt. Auch eine gewisse Rotzigkeit tut dem Film gut, wenn etwa einer der Helden im Suff zum Widerling wird oder Frauen auch mal als Wurfgeschoss bei einer Saloon-Prügelei Verwendung finden. Ein insgesamt äußerst solider Western mit vielen Stärken und einigen Schwächen, von denen die mit Abstand größte die unterirdische deutsche Amateur-Synchronisation ist.


>>Zwei Bier.<<  >>Und zwar große.<<  >>Zwei Bier, sagte ich.<<  >>Sehr große.<<
                                              Es braucht schon mehr als zwei Bier, um sich die deutsche Synchro schön zu saufen.

Alternatives aus der Titelschmiede: Den Colt im Genick, Ringo, il volto della vendetta, Ringo - Face of Revenge
Locations: Los Albericoques, Tabernas