Vivo per la tua morte (Italien, 1968)
Als der Pferde-Trail der Sturges-Familie überfallen wird, beschließen Mike Sturges und sein jüngerer Bruder Roy, den Banditen zu folgen. Mit Marlin Mayner greift jedoch ein alter Bekannter die Brüder in der Nähe einer Eisenbahnlinie auf und legt ihnen nahe, sich schnell aus dem Staub zu machen. In letzter Zeit wurden die Züge der Southern Pacific mehrmals ausgeraubt und alle Fremden laufen in der Gegend Gefahr, als Verdächtige erschossen zu werden. Die Jungs hören nicht auf Mayner, doch da dieser in Wahrheit hinter den Überfällen und mit dem lokalen Sheriff unter einer Decke steckt, finden sie sich alsbald im berüchtigten Yuma-Knast wieder. Unter den unmenschlichen Schikanen des Oberwärters Bill Savage bricht Roy schon sehr bald tot zusammen. Mike hingegen gelingt es während eines blutigen Aufstandes, aus dem Gefängnis zu fliehen. Kaum hat er Yuma hinter sich gelassen, da beginnt er auch schon, die Verantwortlichen für seine und Roys Qualen zur Rechenschaft zu ziehen.
Genre-Eintagsfliege Camillo Bazzoni lieferte mit Ich bin ein entflohener Kettensträfling einen soliden Italowestern ab, der aber weder ihm, noch seinem Hauptdarsteller Steve Reeves mehr als eine Randnotiz in den Spaghetti-Annalen einbringen sollte. Der ehemalige Bodybuilder Reeves, der zuvor hauptsächlich in den italienischen Pepla und hernach überhaupt nicht mehr im Kino zu sehen war, kann als Held nicht überzeugen. Zwar darf er beim Steineklopfen in Yuma seine Muckis präsentieren, doch wer selbst in der Rolle des eiskalten Rächers durch mangelnde Mimik auffällt, dem ist wahrlich keine glanzvolle Western-Karriere beschieden. Die Kohlen aus dem Feuer holen für Bazzoni stattdessen seine Nebendarsteller, allen voran Nello Pazzafini der als Knastaufseher mit dem klangvollen Namen Bill Savage niederträchtig ist wie eh und je.
Die größte Stärke des Film ist jedoch zweifelsfrei Enzo Barboni, der einmal mehr Bilder abliefert, wie sie nur ganz wenige Kameramänner im Genre je zustande gebracht haben. Barboni, der nur zwei Jahre nach Ich bin ein entflohener Kettensträfling ins Regiefach wechseln sollte, setzt die spanischen Landschaften und Dörfer gewohnt eindrucksvoll in Szene, sorgt aber auch in den Yuma-Szenen oder bei einer Kamerafahrt über die heruntergekommene Sturges-Ranch für die richtige, bedrohliche Stimmung. In den ersten Szenen musste man hingegen noch um den Look des Films bangen, denn die Outfits der Rancher und die ganze Bildsprache erinnerten doch bedenklich an US-Western. Mit der Einlieferung nach Yuma ist es damit dann aber vorbei. Ich bin ein entflohener Kettensträfling strotzt in der Folge nur so vor Staub, Dreck und Blut und gehört schließlich, unterstützt durch Carlo Savinas unaufdringlichem Soundtrack, zu den besseren unter den weniger populären Spaghetti-Western – auch wenn im ganzen Film keine einzige Kette zu sehen ist.
>>Wenn ich dich lebend abliefere, bekomme ich das Doppelte für dich. Und da ich schon immer knapp bei Kasse war, kannst du nicht sterben. Du wirst zum Tode begnadigt.<<
Inhaltlich etwas holprig, klingt aber gnadenlos cool
Alternatives aus der Titelschmiede: Django – Ich bin ein entflohener Kettensträfling, I live for your death, Zum Tode begnadigt, Killer auf der Flucht, A long ride from hell, Kettensträfling
Locations: Los Albericoques