Sonntag, 1. Februar 2015

Fünf blutige Stricke

Joko, invoca Dio… e muori (BRD/Italien, 1968)

An Seilen gefesselt wird Ricky von fünf Männern auf Pferden in Stücke gerissen. Domingo, einer seiner Peiniger, hatte ihn und seine Kumpanen bei einem Tresorraub hintergangen. Mendoza kostete der Verrat das Leben und nachdem auch Ricky tot ist, schwört das vierte Bandenmitglied Rocco blutige Rache an den fünf grausamen Killern und hat für jeden von ihnen ein Stück von dem blutigen Strick bei sich, mit dem sie Ricky zerrissen hatten. Domingo ist der erste, dem er einen Besuch abstattet. Prompt verrät dieser mit Yuma und Laredo zwei seiner Komplizen, bevor er selbst ins Jenseits befördert wird. Nachdem Rocco auch diese beiden unter die Erde gebracht hat, spürt er mit Kid den vierten Verräter auf, der ihn zunächst überwältigen und foltern kann, ihm aber schließlich ebenso unterlegen ist wie die anderen. Nun hat Rocco nur noch einen Strick, doch erst muss er herausfinden, wer die ganze Zeit die Fäden aus dem Hintergrund gezogen hat.
Mit Fünf blutige Stricke lieferte Vielfilmer Antonio Margheriti einen reinrassigen Rache-Western ab, der es vor allem aufgrund seiner Brutalität zu einem gewissen Kultstatus gebracht hat. Dabei können die einzelnen Gewaltdarstellungen keinen vorherrschenden Status innerhalb des Genres für sich beanspruchen. Dennoch gibt bereits die berüchtigte Eröffnungssequenz, in der Alberto Dell’Acqua gefünfteilt wird, den kompromisslosen Ton des Films vor. Rocco erwähnt zwar zu Beginn, dass er es auch auf seinen Teil der Beute abgesehen hat, doch wird mit der Zeit deutlich, dass ihm in Wahrheit nur seine Rache am Herzen liegt. Und die nimmt er mit aller Gewalt, ohne jede Gnade und in Bildern, die Ihresgleichen suchen. Die Einstellungen von Kameramann Riccardo Pallottini kommen stellenweise Kunstwerken gleich und schaffen eine räumliche Tiefe, die selbst für das optisch pompöse Western-Genre bemerkenswert ist. Ähnlich wie bei Margheritis Satan der Rache zwei Jahre später bringt er mit seinen Bildkompositionen einen Hauch von Horror in den Western, erst recht während des epischen Schlussduells, das in einer alten Schwefelmine stattfindet. Die in grelles Gelb getauchten Szenen erinnern an die klassischen Grusler eines Mario Bava und unterstreichen den surrealen Charakter des letzten Akts. Hier erweist sich der tot geglaubte Mendoza als Strippenzieher aus dem Verborgenen und bereichert den Spaghetti-Western um eine denkwürdige Figur. Claudio Camaso, der jüngere Bruder von Gian Maria Volonté, mimt hier einen Schurken, mehr gotische Horrorgestalt als böser Cowboy, der mit seinen weißen Klamotten, den Handschuhen und dem Spazierstock ein wenig an Alex, den Anti-Held aus Stanley Kubricks drei Jahre später entstandenen A Clockwork Orange erinnert. Camaso spielt sich hier mit einer großartigen Performance in den Vordergrund, wobei die restliche Besetzung auch nicht gerade dazu angetan ist, ihm die Show zu stehlen. Der ehemalige Peplum-Star-Richard Harrisson spielt den Rocco – im Original übrigens Joko – genau so, wie man es von ihm und seiner Eiskalter-Rächer-Rolle erwartet: nahezu ohne jede Regung, während die Bleifänger um Werner Pochath als Kid und Luciano Pigozzi als Domingo solide, aber kurze Auftritte hinlegen. Fünf blutige Stricke reicht zwar bei Weitem nicht an die Meilensteine des Genres heran, gerät aber mit seiner hervorragenden Optik und der gnadenlos primitiven Rachegeschichte zu einem kleinen, dreckigen Highlight des Italowesterns.

>>Wo ist er?<<
>>Wenn er sich beeilt hat, ist er jetzt schon in der Hölle.<<
                                                               Reisende soll man nicht aufhalten

>>Jedenfalls haben wir hier ein fabelhaftes Beerdigungsunternehmen. Das ist das einzige Geschäft, das hier mit Gewinn arbeitet.<<
                                                       So ist das in der freien Marktwirtschaft

Alternatives aus der Titelschmiede: Vengeance – Mit Rocco kam der Tod, Djangos blutige Stricke, Avec Django la mort est là
Locations: Sierra Alhamilla